Geschichte der Harmonie Zollikon

Gründung: 6. September 1919

Präsident: Albert Schumacher Sen.
Dirigent: Albert Schumacher Sen.
Aktivmitglieder: 19


Präsidenten & Präsidentinnen

1919 - -1947
Albert Schumacher sen. Johann Gloor Adolf Meier Alfred Vogel Alfred Fritz
1947-1952 1952 - 1960 1960 - 1964 1964 - 1970 1970 - 1972
Hans Gloor Walter Knecht Otto Schmid Walter Knecht Werner Guidi
1972 - 1977 1977 - 1982 1982 - 1983 1983 - 1987 1987 - 1996
Max Ruckstuhl Werner Guidi Josef Rötheli Hermann Briel Rainer Holzer
1996 - 2000 2000 - 2004 2004 - 2007 2007 - 2010 2010 - 2016
Barbara Hirzel Rainer Holzer Michelle Brum Jürg Berchtold Balduin Mäder
2016 - 2024 2024 -      
Hanspeter Müller Ramona Baumgartner
Gian-Andrea Crameri
     

 


Dirigenten

1919 -
Albert Schumacher sen. H. Pabsch Walter Jecker Gottlieb Furrer Franz Mathes
- 1945 1945 - 1949 1949 - 1958 1958 - 1970
Oskar Marschner Leo Räber Franz Brähm Eugen Hage Max Leemann
1970 - 1977 1977 - 1978 1978 - 1980 1980 - 1984 1984 - 1993
Paul Nyffeler Hans Rietker Peter Mettler Adolf Müller Paul Nyffeler
1993 - 2004 2004 - 2009 2009 - 2012 2012 - 2019 2019 -
Fritz Hug Thomas Hägi Frank Weidele Edin Pasalic Anton Shaposchnik
 

 


Geschichte:

Am 23./24 September 1994 feierte der Musikverein „Harmonie“ Zollikon sein 75-jähriges Bestehen. Was wäre Zollikon ohne seine „Musig“, ohne seine Musikantinnen und Musikanten, die mit ihren Blasinstrumenten jahraus jahrein viel Freude bereiten – in den Quartieren von Dorf und Berg, an fröhlichen Festen, am traditionellen “Chränzli“, wenn Turner oder Schützen vom „Eidgenössischen“ heimkehren oder ein „runder“ Geburtstag gefeiert wird. „Musik“ erfreut des Menschen Herz, hiess schon das Motto der Zolliker „Harmonie“ - Gründer. Wenn im folgenden auf die 75jährige Geschichte eingegangen wird, sollen wenigstens die wichtigsten Marksteine erwähnt werden; eine lückenlose Vereinsgeschichte würde ein Buch füllen.
Als der 1885 gegründete Turnverein Zollikon am 7. August 1910 auf der „Höhe“ seinen 25. Geburtstag feierte und eine neue Fahne übernehmen durfte, gab es in unserer Gemeinde noch keine Blasmusik. Der Musikverein „Frohsinn“ Meilen musste als „Festmusik“, wie man ihn auf Flugblättern ankündigte, verpflichtet werden. Neun Jahre später taten sich aber auch in Zollikon die Blasmusikbegeisterten zusammen.

 

Es begann in der Reben

An einem Sonntag des Jahres 1919 trafen sich die beiden befreundeten Schlosser-Lehrlinge Albert Schumacher und Reinhold Schulthess in Schumachers Haus an der Zolliker Sägegasse. Sie diskutierten über dieses und jenes, und dabei entdeckten sie die Trompete von Vater Schumacher, der als begeisterter Musikant im Musikverein Neumünster mitspielte, Mit dem schön glänzenden Instrument gingen die beiden Jungen in den nahen Rebberg an der Goldhalde, wo sie sich als Bläser versuchten. Vater Schumacher hörte natürlich die Töne – und Misstöne -, ärgerte sich aber keineswegs über die Möchtegern-Musikanten, die ihn das Instrument entwendet hatten. Im Gegenteil: Er freute sich über das Interesse der Jungen und erkundigte sich bei ihnen, ob vielleicht noch andere, zum Beispiel Mitglieder des Turnvereins, bereit wären, in einer Zolliker „Blasmusik“ mitzumachen. So entstand die Idee, in unserer Gemeinde eine „Harmonie“ zu gründen – „und Vater Albert Schumacher war dann auch unser erster Dirigent und Präsident“, erzählt der heute 91jährige Mitgründer Reinhold Schulthess, der 40 Jahre lang, zuerst Posaunist und dann als Bassist, in der Zolliker „Musig“ mitgemacht hat. „Ein guter Verein war es immer“, strahlt Schulthess, der seit Jahrzehnten schon in Zumikon wohnt, „seinem“ Zollikon aber immer treu geblieben ist. „Wir hatten es immer schön miteinander, und die Kameradschaft war einmalig. Zu keinem einzigen Probenbesuch habe ich mich in all den Jahren zwingen müssen.“ Das war – zum Beispiel in den 50er Jahren – alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Da hatte jedes Aktivmitglied noch zu 65 Proben anzutreten und im gleichen Jahr gab es 20 Veranstaltungen mit der „Harmonie“.

 

Am 6. September 1919 gegründet

„Musik erfreut des Menschen Herz“ – dieses Motto steht am Anfang des Protokollbuchs, in dem zur Gründung vom 6. September 1919 zu lesen ist:

„Schon längst hörte man den vielfachen Wunsch aussprechen, eine eigene Musik in unserer Gemeinde zu haben, und wunderten sich stets neu eingezogene Einwohner, dass innert den Marken einer angesehenen, aufblühenden Gemeinde wie Zollikon nebst gut entwickelten Gesangsvereinen nicht auch ein Musikverein, ein Orchester, existiert. Auch bei verschiedenen Vereins- und Gemeindeanlässen machte der Mangel eines solchen oft spürbar“.

Die Freude über die Gründung der Zolliker „Musig“ war unter den 19 Musikanten gross; es fehlte aber das Geld. Zum Beispiel für die Instrumente, von Uniformen oder einer Fahne schon gar nicht zu reden! Präsident und Dirigent Albert Schumacher, der als kantonaler Strassenmeister („Wegknecht“ im Volksmund) viel in der Gemeinde unterwegs war und unzählige Einwohner kannte, fand aber einen Weg, als es um die Finanzierung der Instrumente ging. „1500 Franken kosteten die Occasionsinstrumente insgesamt“ erinnert sich Reinhold Schulthess. Zu leisten war eine Anzahlung von 300 Franken. Als aber ein paar Musikanten mit Ross und Wagen und dem „Trubenberg“-Landwirt Niederhäuser von Zollikon in die Instrumentenhandlung am Zürcher Central gekommen waren, fehlten noch immer 100 Franken. „Die hat schliesslich Bauer Niederhäuser aus eigenem Sack in Zürich auf den Tisch gelegt, und so durften wir alle Instrumente nach Zollikon mitnehmen“, ist von Reinhold Schulthess weiter zu fahren.

Die Musikanten hofften auch auf die Unterstützung durch die Gemeinde. Als sie sich am 20. November 1919 zur konstituierenden Versammlung trafen, mussten sie aber eine Absage des Gemeinderates zur Kenntnis nehmen. So wurde eben gesammelt, und dies erbrachte endlich den erhofften Erfolg. Wenigstens in Bezug auf die Finanzen hatten die Musikanten nun das „Gröbste“ hinter sich. Nach der grossen Begeisterung kam aber bald der Alltag. In den Protokollen findet sich immer ein Vermerk über schlechten Probenbesuch, zum Beispiel: „Der Aktuar wird vom Präsidenten veranlasst, an das Mitglied J. Weiss im Zollikerberg zu schreiben, er möge sich entschliessen, entweder die Proben regelmässig zu besuchen oder den Austritt zu erklären, da so dem Verein nicht gedient sei.“

 

Der erste Auftritt und eine Absage

Im Rahmen eines Freundschaftskonzerts zusammen mit der „Harmonie“ Neumünster traten die Zolliker am 14. März 1920 erstmals öffentlich auf. 3 Märsche hatten die Seebuben zu blasen, bekamen dafür aber keinen roten Rappen. Das veranlasste sie, sich nach Einnahmemöglichkeiten umzusehen. So schrieben sie der Zürichsee-Dampfbootverwaltung „zwecks Teilnahme an Sonntagvormittags-Rundfahrten“. Als Verein mit nur 25 Aktiven hatten sie aber kein Chance. 70 Franken zuzüglich Verpflegung gab es dann wenigstens in der Zolliker Wirtschaft „Obstgarten“, wo an einem Gartenfest einen ganzen Nachmittag lang konzertiert wurde. Am Schluss des ersten Vereinsjahrs findet sich im Protokollbuch ein Vermerk, der deutlich macht, wie schwierig die Jahre nach dem ersten Weltkrieg auch in der Schweiz waren: Ein auswärtiges, treues Mitglied sah sich als Stellenloser nicht mehr in der Lage, für die Tramkosten aufzukommen. Der Vorstand sicherte Ihm eine Unterstützung zu.

 

Unterstützung durch die Gemeinde

Eine Gemeinde ohne Dorfmusik – das war auch in Zollikon kaum mehr denkbar. In den zwanziger Jahren erhielt die „Harmonie“ vom Gemeinderat eine jährliche Subvention von 500 Franken zugesprochen. Dieser Beitrag wuchs bis zum 50. Geburtstag des Vereins auf 6500 Franken, und heute (1994) sind es 10'000 Franken. „Damit können wir unsere Direktion bezahle“, sagt  „Harmonie“-Präsident Rainer Holzer, und er lobt die guten Beziehungen zu den Behörden: „Der Gemeinderat und überhaupt alle Zolliker Behörden haben stets ein offenes Ohr für unsere Anliegen.“

 

Fünf Jahre Zunftmusik

Bald nach der Gründung konnten die Zolliker bei der Stadtzunft die Aufgabe der Zunftmusik übernehmen. An insgesamt fünf Sechseläuten marschierten sie mit und freuten sich über den Applaus in den Strassen der Stadt. Mit Erfolg nahmen sie auch an Musiktreffen teil: 1925 am kantonalen Musikfest in Altstetten (3. Kategorie, 1. Rang), 1929 und 1937 an den „Kantonalen“ in Winterthur und Oerlikon (2. Kategorie, 1. Rang bez. 2, Kategorie 2. Rang). Zu den Leistungen der Zolliker „Harmonie“ findet sich in der 1950 erschienenen Schrift „Kantonalzürcherische Musikvereine“ der folgende Kommentar: „Der verein, der heute in der Stärke von 30 Aktiven dasteht, hat die Musikliebe in die Gemeinde hinausgetragen, und trotz seiner ländlichen Herkunft darf sich ebenbürtig neben die städtischen Harmoniemusiken stellen.“

 

Erste Uniform und erste Fahne

Ihre erste Uniform erhielten die Zolliker Musikanten 1924, also fünf Jahre nach der Gründung. Von 1931 an wehte auch eine Fahne dem strammen Musikcorps voran. 1947 und 1973 wurden, mit Unterstützung durch die Gemeinde, wieder neue Uniformen angeschafft, und wenn die „Harmonie“ 1994 ihr 75jähriges Bestehen feiert, werden Musikantinnen und Musikanten nun zum vierten mal in der Vereinsgeschichte neu eingekleidet. 1965, nachdem sie 34 Jahre lang bei Freud und Leid ihren Dienst versehen hatte, wurde auch die erste Fahne durch eine neue ersetzt, und nach weitern 24 Jahren, am Jahreskonzert 1989, erhielt die „Harmonie“ ihre dritte Fahne. Immer waren es eben auch blasmusikbegeisterte Gönner, die den Verein grosszügig unterstützen.

 

Schwierige Mobilmachungszeit

Werfen wir nochmals einen Blick zurück: 1939, nach der Kriegsmobilmachung, sank der Aktivbestand auf 12 Mann. Um dennoch weiter musizieren zu können, arbeiteten die Zolliker mit der „Harmonie“ Neumünster zusammen. Abwechslungsweise wurde in Zollikon und in der Stadt geprobt, und so war es dann auch möglich, gemeinsam in Zollikon, bei der Kirche, ein Marschmusikkonzert und im Casino Zollikon sowie im „Ochsen“-Saal am Kreuzplatz ein Winterkonzert abzuhalten. Bald schon konnten sich die beiden Vereine wieder selbständig machen, und nach dem Krieg war das Vereinsschiff wieder so flott, dass sich die neuen Ziele ansteuern liessen. Zahlreiche Auszeichnungen zeugen vom Können der Zolliker „Harmonie“: Mit einem Silberlorbeer kehrte sie 1957 vom Eidgenössischen Musikfest in Zürich heim, und 1966, am „Eidgenössischen“ in Aarau, gab es unter der Direktion von Max Leemann sogar Gold: In der 3. Klasse wurde der 1. Rang belegt. „Der Musikverein „Harmonie“ ist und bleibt eines der wertvollsten Glieder jener Kette, die unsere Dorfgemeinschaft umfasst und erhält“, schrieb der Zolliker Bote 1969 zum 50-Jahr Jubiläum. Dazu haben im Verlauf der Jahre unzählige Zolliker Musikanten und Musikantinnen beigetragen, aber auch tüchtige Präsidenten, die den Verein führten. Einer von ihnen ist Walter Knecht. Er kam 1944 als sogenannter Mobilisationsaushelfer in die Zolliker Post an der Bergstrasse. Schnell fasste der Briefträger in unserer Gemeinde Fuss, trat 1946 der „Harmonie“ bei und blieb ihr bis 1976 treu. 14 Jahre lang war Walter Knecht Präsident. In seinem ersten Jahresbericht (1952) fasste er auf treffende Art in Worte, was eine „Dorfmusig“ ausmacht: „Da, wo ein Dorf oder eine Gemeinde ohne Dorfmusik auskommen muss, fehlt einfach etwas, ja es fehlt sogar sehr viel. Es fehlt der Lebensgemeinschaft die Seele oder sogar das Gemüt. Es fehlt das repräsentative Ausdrucksmittel für Freud und Leid, für den festlichen Tag wie für die Stunde der Trauer. Kurz, ein Dorfleben ohne allzeit bereite Musik wirkt irgendwie armselig, nüchtern. Musik hilft den Ausgleich schaffen, und sie dient der Erholung der Seele. Mit diesen Worten möchte ich hauptsächlich unseren lieben Mitbürgern recht herzlich danken für die Liebe zur Musik, die gepflegt werden soll und muss.“

"Zolliker Jahrheft 1993" / Autor: Wilfried Maurer

 

 

letzte Aktualisierung
Urs Thomann
24.03.2024